Bereits gegen Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich in der persischen Literatur der Beginn einer neuen Ära gefolgt von drastischen Veränderungen in Form und Stil angekündigt. Exemplarisch hierfür kann ein Vorfall am Qadscharenhofe Nāser od-Din Schāhs gesehen werden, bei dem der reformorientierte Premierminister der Zeit, Amir Kabir, den Dichter Habibhollāh Qā’āni der „glatten Lüge“ bezichtigte, als dieser ihn in einer Lobeshymne (Panegyrikus) qasidischen Stils pries. Diese Form der Dichtung wurde von nun an als fortschrittshemmend und der Modernisierung entgegenstehend betrachtet. Stattdessen wurden immer mehr Stimmen laut, die die Literatur als Sprachrohr sozialer Bedürfnisse und des sozialen Wandels betrachteten. Diese neue Tendenz kann nur im Zusammenhang der intellektuellen Bewegung im Kreise der iranischen Philosophen der Zeit in Verbindung mit den sozialen Veränderungen gesehen werden, die ihren Höhepunkt in der Konstitutionellen Revolution (1905–1911) fanden. Dichter wie Ali Akbar Dehchoda und Abu l-Qāsem Aref versuchten dies in der Art dichterisch umzusetzen, als sie neue Inhalte in die persische Dichtung einführten und im Bereich der Struktur, der rhetorischen Figuren (siehe auch Liste rhetorischer Stilmittel) und der Lexikosemantik experimentierten. Auch wenn im Zusammenhang dieser Veränderungen häufig argumentiert wurde, dass der Begriff der Modernisierung mit dem der Westernisierung gleichzusetzen wäre, kann jedoch argumentiert werden, dass all die Vertreter der neuen Bewegung sicherlich durch Tendenzen vor allem in der europäischen Literatur inspiriert wurden, diese jedoch nicht blind kopierten, sondern den Bedürfnissen der sozialen und kulturellen Realität im Iran anpassten. Sādeq Hedāyats Modernismus beispielsweise äußert sich in einer säkularen Kritik der iranischen Gesellschaft – ohne jegliche ideologische Festlegung – sondern in einer die Realität erfassenden und dennoch persönlichen, subjektiven, sehr einfühlsamen Wahrnehmung der unterprivilegierten und einfachen Bevölkerungsschichten der iranischen Gesellschaft, wie man es derart vor allem in seinen Novellen finden kann.