Der Fußmarsch von Nadschaf nach Kerbela, auch bekannt als Arbain-Marsch oder Arbain-Friedensmarsch, gehört zu den Traditionen beim Pilgern zu Imam Husain (a.), insbesondere zum Arba’in von Imam Husain (a.), anlässlich des 40. Tages nach seinem Märtyrertod am Tage Aschura.
Zur Bewältigung der über 80 km langen Strecke zwischen dem Mausoleum von Imam Ali (a.) und Imam Husain (a.) benötigen die Pilger mehrere Tage. Der Weg ist mit 1452 Wegemarkern zwischen Nadschaf und Kerbela gekennzeichnet. Die Wegemarker beginnen am nördlichen Stadtrand von Nadschaf und reichen bis zum Imam Husain Schrein. Die Pilger beginnen den Marsch aber in der Regel bei der Imam Ali Moschee in Nadschaf im Südwesten der Stadt, so dass sie zuerst durch Nadschaf wandern.
Gemeinschaftlich mit tausenden anderen Wanderern erfolgt dies vor allem zum Arbain von Aschura. Unterwegs werden die Pilger von Anwohnern – oft kostenlos – versorgt, erhalten eine Schlafstätte und Verpflegung. Manche sitzen am Straßenrand, um den müden Wanderern die Füße zu massieren. Andere verteilen Getränke usw. Jeder der Anwohner der Strecke empfindet es als besondere Ehre die Pilger versorgen zu dürfen und erhofft sich einen Teil am Segen des Pilgerns zu Imam Husain (a.). Die Versorgungsstätten werden Maukib genannt. Auch viele Pilger von außerhalb des Irak schließen sich den Pilgerströmen an. Im Jahr 2015 n.Chr. wurden 18-20 Millionen Pilger geschätzt, was die größte jährlich praktizierte Pilgeraktion der Welt und gleichzeitig der weltgrößte Friedensmarsch ist. Viele Teilnehmer am Fußmarsch tragen die Flaggen ihrer Herkunftsländer, so dass unzählige Nationen beteiligt sind. Karawanen zum Fußmarsch bereichern das Bild des Fußmarsches.
Die Tradition soll auf Dschabir ibn Abdullah al-Ansari zurückgehen, der als erster Pilger zu Arba’in gilt. Nach der Zeit von Morteza Ansari im 19. Jh. n.Chr. soll die Tradition in Vergessenheit geraten sein. Erst in der Zeit von Mirza Husain Noori Tabarsi (1838-1902) soll die Tradition zum Opferfest [id-ul-adha] reaktiviert worden sein, zuletzt 1319 n.d.H. (1902 n.Chr.). Einige andere Vorbilder der Nachahmung bewahrten die Tradition allerdings zum Arbain bis in die Zeit von Saddam. Saddam hat den Fußmarsch verboten, so dass die Pilger es nur heimlich und in kleineren Gruppen praktizieren konnten. Unmittelbar nach dem Sturz von Saddam im Jahr 2003 n.Chr. wurde die Tradition reaktiviert. Die Teilnehmerzahl ist seither jedes Jahr weiter angewachsen bis auf fast 20 Mio. im Jahr 2018. Im Jahr 2019 gab es ca. 15. Mio. Pilger. Die zunehmende Hitze und einige Unruhen im Land haben einigen Pilger zurückgehalten.
Am 18.9.2019 beschrieb Imam Chamene’i beim Empfang von Gästen aus dem Irak, die sich für die Pilger einsetzen, den Arbain-Marsch als ein Mittel, um die Botschaft und das Grundprinzip von Imam Husain (a.) in zunehmendem Maße der Welt nahe zu bringen. Er wies darauf hin, dass diese Bewegung dazu beitrage, das Bewusstsein für Imam Husain (a.) zu stärken. „Heute müssen wir der Welt von Imam Husain (a.) erzählen. Das Grundprinzip von Imam Husain (a.) ist das Grundprinzip von Wahrheit, Widerstand gegen Unterdrückung und Aufstand gegen Ignoranz und Arroganz.“
An dem Fußmarsch nehmen auch Christen und Andersgläubige teil. Seit 2010 erfolgen immer wieder Terroranschläge auf die Pilger, die sich allerdings davon nicht abhalten lassen. In vielen anderen Ländern wird parallel dazu auch ein Pilgermarsch ausgeführt, die insbesondere Unterdrückersystemen große Sorgen bereiten.